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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10.
die Tiefe gelangen lassen. Und immer weiterer Zufluß strömt den Quellen
von oben zu, denn der Vogelsberg zählt zu den niederschlagreichsten Gegen-
den Deutschlands. Die Niederschlagsmenge nimmt mit der höhe über dem
Meere und der Nähe steil aufstrebender Berge zu. Während sie für das
Forsthaus bei Echzell etwa 560 mm, für die Linie Uommelhausen-Salz-
Hausen 640 mm, für Büdingen 741 mm im Durchschnitt für ein Jahr aus-
macht, beträgt sie für die Weningser Gegend 900—1000 mm (für den
höchstgelegenen Grt Hessens, das Dorf Herchenhain im Vogelsberg — 649
Meter hoch gelegen — gar 1100 mm). Zahlreich sind daher die Büchleins)
welche im Kreise entstehen, oder aus dem hohen Vogelsberge kommend,
ihn durcheilen, um ihr !Vasser dem Main zuzuführen. Selbstverständlich
hängt damit auch die Tatsache zusammen, daß das Vorhandensein von wiese
und Weide immer mehr zunimmt, je höher die Gegend liegt. In den
tiefer gelegenen Teilen des Kreises fehlen die Bergwiesen ganz,
fruchtbares Ackerland tritt an ihre Stelle, während die Wiesen sich nur
in den Talsohlen ausbreiten. Und an den fischreichen wässerlein ziehen
sich auch die Ortschaften hin, bald langgestreckt, bald sich mehr ver-
breiternd, aber immer der umgebenden Landschaft sich anpassend. Wo der
Lauf der Bäche sich verlangsamt und die Ortschaften zu manchen Zeiten
der Überschwemmungsgefahr allzusehr ausgesetzt sind, da treten sie häufig
von den Bachesufern zurück und schmiegen sich an die Bergeshänge an.
Nur selten liegen die Grte auf Bergrücken. Mit Rücksicht auf den Wald-
reichtum des Kreises sind die Wohnstätten fast durchweg aus Holzfachwerk
aufgebaut, nur wo andere Baumaterialien zur Verfügung stehen, kommen
auch solche zur Verwendung, wie beispw. in Büdingen der Sandstein, in
Eckartshausen der Lungstein. Die fränkische Hofanlage ist überall die vor-
herrschende. Es bestecht also hier die hofreite nicht aus einem einzigen Ge-
bäude, sondern mehrere, drei oder vier, sind um einen Hof herum gruppiert'
das Wohnhaus steht für sich, von Stall und Scheune scharf getrennt. Gbst-
bäume aller Rrt umgeben die Dörfer, begleiten die Landstraßen und beleben
das Bild der betreffenden Gegend. 5lber auch sogenannte Wildbäume tragen
viel zur Verschönerung der Landschaften bei. In den Ortschaften, aus Fried-
Höfen und freien Plätzen finden sich herrliche Naturdenkmäler, Eichen, Lin-
den oder Kastanien, von denen man leider meistens den Grund ihrer 5ln-
Pflanzung nicht kennt: So die alte Eiche am Fußpfad zwischen Michelnau
und Fauerbach sowie die in der Nähe des Tunnels bei Büdingen,' die alten
Dorflinden in Blofeld, in Nohrbach und höchst a. d. N., die an der Kirche
zu Usenborn und auf dem Friedhofe zu Lindheim, die hohe Linde zwischen
*) Gib die Bäche, welche den iireis durchfließen, nach der Karte an! Suche
ihre (Quelle, ihre Mündung auf!
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Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
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schützten Lage der Grte und ihrer Gemarkungen ein rauheres Klima zur
Folge hat. Daher tritt auch nordöstlich der 200 Metergrenze der Winter
früher ein und hält länger an als nach der Wetterau hin. Aber auch süd-
westlich der 200 Metergrenze sind klimatische Unterschiede zu beobachten.
Die am günstigsten gelegenen Gemarkungen des Kreises sind die von Bü-
dingen, Lorbach, Vonhausen, Diebach a. h., Effolderbach und Xonradsdorf-
hier treten gewisse pflanzen im Frühling eher in die Blüte ein als in den
übrigen Teilen des Kreises. Je weiter eine Gemarkung nach dem Vogels-
berge hin liegt, desto später kommt die gleiche Pflanzengattung zur Ent-
wickelung, so daß sich zwischen den am günstigsten und ungünstigsten ge-
legenen Teilen des Kreises ein Zeitunterschied von 17—20 Tagen ergibt.
Darnach hat die Gemarkung Illnhausen das rauheste Klima im Kreis auf-
zuweisen.
Das Ackerland wird vorwiegend mit Getreide bestellt,' Weizen kommt
am meisten zum Anbau, dann folgen Hafer, Roggen und Gerste. In bezug
auf Weizenbau wird der Kreis in ganz Hessen nur von dem Kreis Fried-
berg übertroffen. Aber auch der Anbau von Hutterkräutern und Hackfrüch-
ten ist nicht unbedeutend, namentlich nach der Wetterau hin, wo der Land-
wirt weniger Wiesen hat als im Vogelsberg. Der tiefgründige und nähr-
stoffreiche Boden eignet sich sehr zum Anbau von Dickwurzeln und Zucker-
rüben, welch letztere in den Zuckerfabriken zu Friedberg, Groß-Umstadt
und Groß-Gerau verarbeitet werden. Die reichen Futtermittel des Kreises*)
ermöglichen eine ausgedehnte Viehzucht. Nach der Zählung im Jahre 1912
waren im Kreise 3525 Pferde, 6 Esel, 20051 Stück Rindvieh, 4618 Schafe,
28316 Schweine, 6199 Ziegen, 103922 Stück Federvieh und 1919 Bienen-
stöcke vorhanden. Durch die Umwandlung der hutweiden in Wiesen- und
Ackerland und das Wegfallen der Brachfelder hat die Schafzucht gegen
früher an Bedeutung verloren,' im übrigen ist aber eine wesentliche Ver-
mehrung der Viehbestände zu verzeichnen, was namentlich von der Ziege,
der ,,Kuh des kleinen Mannes", gilt. War in früherer Zeit die Zucht des
vogelsberger Rindes wegen seiner Anspruchslosigkeit und seiner Leistungs-
fähigkeit als Zugtier vorherrschend, so ist in den letzten Jahrzehnten das
schwere Simmentaler Vieh an dessen Stelle getreten, und die einheimische
deutsche Ziege ist durch die weiße Saanenziege verdrängt worden. Eine Folge
der vermehrten und verbesserten Viehhaltung ist eine vermehrte Znilchgewin-
Nung und Verarbeitung. An vielen (Orten des Kreises sind deshalb Molke-
reien entstanden (Dauernheim, Ranstadt, Eckartshausen, Altenstadt, Echzell,
Fauerbach b. U., Wenings, Hitzkirchen), welche die Milch zu Butter und
*) In bezug auf den Hutterreichtum nimmt der Kreis in dessen die vierte
Stelle ein.
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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10.
Mit der Lage des Kreises hängt auch die verkehrssrage eng zusammen.
In früheren Zeiten bewegten sich die Heere, die Kaufmannszüge, die Posten,
die Lastwagen der Fuhrleute und Bauern aus den alten „Landstraßen",
welche als Feld- oder Waldwege noch vielfach unter dem Namen „hohe
Strafte", „Reffenstraße" oder „Frankfurter Straße" den Kreis durchziehen.
Da Frankfurt infolge seiner natürlichen Lage schon von jeher der Haupt-
Marktplatz für Vogelsberg und lvetterau war, so zogen die Landstraßen alle
strahlenförmig von dieser Stadt aus über die Höhenrücken nach dem Vogels-
berge hin, in den wasserreichen Tälern war meistens mit Fuhrwerken nicht
fortzukommen. Solche „Frankfurter Straßen" haben wir noch über Mar-
köbel, Herrnhaag, Hitzkirchen- über Altenstädt, Stockheim, Breitehaide,
Gber-Seemen,' über Altenstädt, Rodenbach, Eckartsborn, Zwiefalten,' über
Altenstädt, Ranstadt, Nidda, Unter-Schmitten. Erst vor etwas mehr als
100 Jahren begann man mit dem modernen Straßenbau, und heute hat der
Kreis ein ausgedehntes Straßennetz von 390 km Länge. Eine mächtige För-
derung erfuhr der Verkehr jedoch erst in den letzten Jahrzehnten mit der
Eröffnung der Oberhesfischen Bahn Gießen—gelnhausen (1869 bzw. 1870)
sowie der Strecken Nidda—schotten (1888), Stockheim—gedern (1888),
Nidda—friedberg (1897) und Stockheim—vilbel (1905).*) Während noch
in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts die meisten (Drte
des Kreises wöchentlich höchstens einmal Postbestellung hatten, findet heute
solche täglich mindestens zweimal statt, und schon seit Jahren sind alle Ge-
meinden an das Fernsprechnetz angeschlossen.
So ist auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens im Kreis ein
riesiger Fortschritt zu verzeichnen. Die meisten Gemeinden Haben in den
letzten Jahrzehnten durch Anlegung von Wasserleitungen für gutes Trink-
wasser Sorge getragen, und durch den Anschluß an das Elektrizitätswerk zu
Wölfersheim wird für Industrie und Landwirtschaft ein neuer Aufschwung
zu erwarten sein.
Seine Geschichte.
In uralter Zeit war unsere Gegend ganz mit Wald bewachsen, in wel-
chem Hirsche, Rehe und Füchse, Wölfe,**) Luchse, Bären und andere Tiere
hausten. In diesem ausgedehnten Waldgebiete lebte ein Volk, das sich in
Tierfelle kleidete und von Jagd und Fischfang, wildem Obst und den
Wurzeln wildwachsender pflanzen nährte. Wohnungen in unserem Sinne
kannten sie nicht' sie lebten in Erdhöhlen, die sie durch Pfahl- und Flecht-
werk, mit Nasen und Erde überdeckt, wetterdicht zu machen suchten. Noch
*) Luche die einzelnen Bahnlinien auf der Karte auf!
**) Wölfe kamen noch im 16. und 17. Jahrhundert einzeln in unseren wäl-
dern vor.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
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Kreis Büdingen, bearbeitet von R. Heusohn.
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[eile Heegheim und das durch seine ausgedehnten Kirschenanlagen berühmte
Pfarrdorf Rodenbach, hunderte von roohlgepslegten Kirschbäumen
schmücken hier die Bergeshänge und bilden für die Bewohner eine ergie-
bige Einnahmequelle. Man schätzt den durchschnittlichen Erlös für Kirschen
jährlich auf 18—20000 Mark. Nicht weit von da liegt der Hof Oppek-
Hausen mit bemerkenswertem Obstbau. Auf der linken Leite der Nidda
breiten sich die beiden Dörfer Ober- und Nieder-Mockstadt aus, welche weit
und breit durch ihren Zwiebelbau bekannt sind. !?ieder-l!?ockstadt war unter
ysenburgischer Herrschaft Gerichtsort' das ehemalige Kmthaus ist vor eini-
gen Jahrzehnten in Privatbesitz übergegangen, von der „Lauenburg",
einem Berge bei dem Pfarrdorf Ober-Mockstadt, berichtet die 5age, daß
hier in alten Zeiten eine Burg gestanden, deren Besitzer den Kaufmanns-
zügen ,,aufgelauert" und sie dann beraubt hätten. In dem nahen lvald-
distrikt Holsachse lag das ausgegangene Dorf Holzsassen.
Iii. Nidda und Umgebung.
Es ist nicht Zufall, daß der westliche Teil des Kreises von jeher ein
begehrter Strich Landes war. Venn soweit das Auge reicht, lachen dem
Wanderer hier in fruchtbarer Ebene üppige Getreidefelder und reichtragende
Obstgärten entgegen, grüßen ihn wohlhabende, schmucke Dörfchen und
freundliche Städtchen. Zwei wasserreiche Flüßchen durchziehen die Gegend
in müdem Laufe: Nidda und Horloff, zwischen deren weitgespannten Tälern
sich ein breiter Höhenrücken ausbreitet, reich mit ll)ald bestanden. 5ln seinen
hängen hat man hier und da Basaltbrüche angelegt, und mächtige Felsen
findet man im weiten lvalde. Einer dieser Steinbocke irrt ,,Königswalde"
heißt „6er wilden Frauen Gestühl". Er ist viele Fuß lang und zeigt Spuren
von Bearbeitung; viele meinen, er sei ein Gpferstein aus vorgeschichtlicher
Zeit. Nach der Sage sollen hier einst drei wilde Menschen, in Tierfelle ge-
kleidet, gelebt haben und der Schrecken der Gegend'gewesen sein, bis nach
dem Tode des Mannes und des Kindes die Frau in Dauernheim eingefangen
worden sei. Die Seelen dieser Drei sollen aber bis auf den heutigen Tag
hier umgehen. Ein anderer Teil des Höhenzugs, nahe bei Dauernheim,
heißt die Kltenburg. Große Steinhaufen bedecken die Bergkuppe, und be-
deutende Schätze sollen, so berichtet uns der Volksmund, im Innern ver-
graben liegen. Und besondere Schätze birgt auch tatsächlich der ganze höhen-
zug. Einst standen hier große Waldungen, die von gewaltigen Erdmassen
überdeckt wurden und verkohlten. Es bildeten sich Braunkohlenlager, deren
Produkte in der Nähe von Geih-Nidda bis zum Jahre 1865 ausgebeutet
und verwertet worden sind. Und dann, welcher Segen entströmt dem höhen-
zug da, wo der Badeort Salzhausen sich ausbreitet. Natur und Kunst Haben
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Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
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In der Nähe der Stadt liegen in Seitentälchen der Nidda die Grte
Michelnau, bekannt durch seine Basaltwerke, in welchen neben Bausteinen
allerlei „Kunststeine", wie Grabdenkmäler, Zementplatten, Tröge u.dgl.
hergestellt werden, Fauerbach und Wallernhausen; im Niddatale aufwärts
ttohden und Unter-5chmitten, von denen letzteres ein Dampfsägewerk und
eine Papierfabrik hat. ßuch die häfnerei wird hier noch betrieben. Kuf
dem rechten Niddaufer, der Laisbachmündung gegenüber, lehnt sich Dauern-
heim an den Bergeshang an. Der Grt kommt schon 782 urkundlich vor.
Seine malerisch gelegene Kirche, eine der drei Mutterkirchen der fuldischen
Mark, entstammt in einzelnen Teilen dem 13. Jahrhundert. Von der alten
Grtsbefestigung steht noch ein Turm im Pfarrgarten. Die Bewohner des
Orts treiben neben Gbst- und Getreidebau auch ausgedehnten Zwiebelbau.
Im fruchtbaren Horlofftale war in alter Zeit Bingenheim der Haupt-
ort. Schon sehr frühe hatte der Grt eine Burg, vermutlich an der Stelle,
an welcher das jetzige Schloß steht. Bis 1423 gehörte sie dem Kloster
Fulda, von welchem sie samt dem Dorfe durch verkauf an Nassau-Saar-
brücken überging - 1570 kam der Grt an Hessen-Marburg, 1604 an Hessen-
Darmstadt. Indessen ist von der mittelalterlichen Burg nichts mehr zu er-
kennen,' den jetzt noch stehenden „langen Bau" ließ Landgraf Wilhelm
Christoph aufführen und 1675 vollenden. Der „hohe Bau" trägt über der
Türe des Erdgeschosses die Jahreszahl 1679, doch scheint er entschie-
den älter zu sein und der spätgotischen Zeit anzugehören. Gegenwärtig
dient er als Wohnung des Großherzoglichen Oberförsters. Als Gerichtsort
spielte Bingenheim früher eine bedeutende Nolle. Die alte Gerichtsstätte
unter den drei Linden vorm Nathaus ist jedoch nicht mehr erhalten,' nur
der steinerne Gerichtstisch, ein stummer Zeuge längstvergangener Zeiten,
wird noch unter der Friedenslinde neben der Kirche, wohin man ihn seiner-
zeit verbracht hat, gezeigt. Necht beachtenswert sind die Neste der Gräben
und Wälle, welche Schloß und Dorf Bingenheim teilweise noch heute um-
ziehen. Von 1648—1681 war Bingenheim der Hauptort der Landgrafschaft
hessen-Bingenheim, deren Negent Wilhelm Christoph, ein Schwiegersohn des
Landgrafen Georg Ii. von Hessen-Darmstadt, hier im Schlosse wohnte.
Nahe bei Bingenheim liegt das gleichnamige Forsthaus, seit Jahr-
zehnten eine privatschule' in der weiteren-Nunde zeigen sich auf der linken
Horloffseite die Dörfer Visses, Blofeld und Leidhecken. Östlich von diesem
Grt soll noch ein kleines Kastell liegen, ebenso finden sich noch Nömerkastelle
am Lugberg bei Bingenheim sowie auf der hasselheck bei Bisses.
Von Bingenheim führt eine stattliche Lindenallee zu beiden Seiten der
Kreisstraße nach dem pfarrdorf Gettenau, dessen Bevölkerung sich Haupt-
sächlich mit Getreide- und Obstbau beschäftigt, doch ist auch die Geflügel-
zucht nicht unbedeutend. In dem Dorfe wütete 1701 ein großer Brand,
Heimatkunde Nr. 10. q
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Extrahierte Personennamen: K._Heusohn Wilhelm
Christoph Wilhelm Wilhelm_Christoph Wilhelm Georg_Ii
Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10.
Siedelung am Vach, wo die Hpfel wachsen) - denn der Ort gehört zu den
obstreichsten Gemeinden des Kreises. Vis zu Anfang des vorigen Iahrhun-
derts war er ,,dreiherrisch": ^6 ysenburgisch, 2/6 hessisch, 3/e stolbergisch,
und noch jetzt redet man hier von „ysenburgwen", „hessischen" und ,,stol-
bergischen Häusern", welche in dem Lfsolderbacher Markwalde gewisse Be-
rechtigungen haben.
5luch Uonradsdors, im Volke ,,Konradskloster" genannt, hat weit aus-
gedehnte Obstanlagen aufzuweisen. Der Gutshof gehört zu den hessischen
Hausdomänen und ist verpachtet, von dem alten Kloster, das um 1580
aufgehoben wurde, als die letzten Nonnen ausgeschieden waren und sich ver-
ehelichten, stehen nur noch zwei Gebäude, das Gotteshaus mit alten Grab-
steinen und das sogenannte Nonnenhaus, welches jetzt als Scheune benutzt
wird. Konradsdorf ist Sitz einer (vbersörsterei. Über Zelters hin, dessen
Name*) uns erzählt, daß die hier zutage tretenden Salzquellen schon seit
alten Zeiten bekannt waren, erblickt man das stolz dreinschauende Orten-
berg, den ,,Grt am Berg", überragt von dem Schloß des Grasen von Stol-
berg-Noßla-Grtenberg. von den mittelalterlichen Befestigungsanlagen des
Städtchens sind noch ansehnliche Neste zu sehen.' Teile der Stadtmauer,
mehrere Türme und vor allem das hohe gotische Gbertor. Sehenswert ist
auch die in der Nähe stehende gotische Stadtkirche und das stattliche, kurz
vor dem 30jährigen Kriege (1605—1608) erbaute Rathaus. Seit vielen
Jahrhunderten ist Ortenberg bekannt durch seinen ,,kalten Markt", der
im herbste jeden Jahres abgehalten wird, früher gab sich da Jung und
Hit aus der ganzen Gegend ein Stelldichein,' doch in der Neuzeit hat er
außerordentlich viel an Volkstümlichkeit verloren. Ortenberg ist jetzt noch
Sitz eines Amtsgerichts und einer stolbergischen Nentkammer. In der Nähe
der Stadt sind Sandgruben, Sandstein- und bedeutende Basaltsteinbrüche.
Großartige, vor Jahren angelegte staatliche und herrschaftliche Obstbaum-
Pflanzungen in der Umgebung werden Ortenberg in absehbarer Zeit zur
,,Obstkammer des Kreises Büdingen" machen. Einen hübschen Blick genießt
man von der Stadt aus auf das gegenüberliegende Wippenbach und das
am jenseitigen Bergeshang zerstreut liegende Eckartsborn, von dem der
Volksmund sagt: „(Eckartsborn hat der Teufel aus dem Sack verlor'n",
als er aus dem Vogelsberge weichen und über die Berge flüchten mußte.
Droben, wo Hillersbach und Nidder sich vereinen, liegt auf einem Berg-
rücken zwischen beiden Bächen das kleine Städtchen Lihberg, bekannt durch
die Zerstörung durch die Franzosen 1796. Sein Schloß, einst der Sitz eines
edlen Geschlechtes, der Herren von Liebesberg oder Lißberg und nach ihnen
derer von Nodenstein, ist längst in Trümmer gesunken,' nur die beträcht-
lichen Neste der Umfassungsmauer und der 27 m hohe Bergfried, das „£iß-
berger Krautfaß" genannt, zeugen von verschwundener Pracht. Überm Berg
*) 1311: Seltirse, d. i. Ort, wo salziges Wasser ist.
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Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
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drüben, im Tale des Laisbaches, hat man Schwickartshausen aufgebaut,
ein Pfarrdorf, das schon 1020 urkundlich genannt wird. Oer Grt besitzt
ein altes ehrwürdiges Gotteshaus, dessen älteste Teile schon vor 1200 er-
baut sind, mit beachtenswerten Grabsteinen aus dem 14. und 16. Jahr-
hundert. Talabwärts liegen noch die Dörfer Bobenhausen, Bellmuth und
Ranstadt, von welchen das letztere als befestigter Marktort früher größere
Bedeutung hatte. 5ln der Stelle des fürstlich-stolbergischen Gutshofes stand
ehemals ein kleines Jagdschlößchen, nahe dabei war das Untertor. Das
Gbertor wurde im Jahre 1817 niedergelegt.
Huf der linken Seite der Nidder fließt, durch einen Bergrücken ge-
trennt, die bei Wenings entstehende Bleiche, welche bei Glauberg in die
Nidder mündet, von ihr hat das freundliche Dorf Büchenbach seinen Na-
men. Schon seit uralten Zeiten ist der Grt durch seine Sandsteinbrüche und
seine Kalkbrennereien bekannt. Weiter talaufwärts liegt das von aus-
gedehnten Waldungen begrenzte Vergheim, zum Unterschied von Langen-
bergheim im Volksmund ,,heckenbergheim" genannt. Der in der Nähe ge-
legene Gerichtsort Steinbach ist schon seit Jahrhunderten wüst.
B. Der Vogelsberg.
Wenings und Umgebung.
Den höchstgelegenen Teil des Kreises nimmt das ehemalige
Amt Wenings ein, dessen hauvtort das Städtchen Wenings am Oberlauf
der Bleiche ist. Hls Ursprung desselben ist die im Tal gelegene Burg an-
zusehen, unter deren Schutz sich die zerstreut wohnenden Bauern und Hand-
werker ansiedelten. Schon 1336 wurden dem Dorf durch Kaiser Ludwig
von Bayern die Rechte der Reichsstadt Gelnhausen verliehen, und um jene
Zeit wurde es mit Graben und Wall, mit Nlauern, Türmen und Toren
versehen, deren Neste noch vielfach erkennbar sind. Ebenso fand noch im
14. Jahrhundert die Verlegung des Gerichtssitzes von Roßbach hierher statt,
von den beiden ehemaligen Schlössern, der ,,Burg" (setzt herrschaftlicher
Gutshof) und dem ,Moritzstein", sind einzelne Gebäude erhalten geblieben.
Das alte Amthaus und das Kellereigebäude befinden sich jetzt in privat-
besitz. In dem Turme der teilweise schon 1351 erbauten Kirche hängt eine
der ältesten Glocken Dberhessens, eine sogenannte Hagelglocke, welche dem
13. Jahrhundert entstammt. Jedenfalls hing sie in alter Zeit auf demturme
der in der Mainzer Stiftsfehde von 1462 zerstörten Kirche zu Roßbach,
deren Überreste im $dde zwischen Wenings und Kefenrod noch heute vor-
Händen sind. Die Bewohner von Wenings treiben größtenteils Landwirt-
schaft, doch sind auch Kaufleute und Handwerker ansässig. In dem im Norden
des Städtchens gelegenen Walddistrikt Kaff wird rote ^arberde gegraben,
für internationale
Schulbuchfc schun#
Braunschweig
Uchutbuchbibli
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: K._Heusohn Steinbach Wenings Ludwig
von_Bayern Ludwig Wenings
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
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gießerei, deren Anfänge schon 1568 vorhanden waren. Die Veranlassung
zur Anlegung der „Schmelze" hier am Zusammenfluß des Gederner Baches
mit der Nidder mar wohl durch das Vorhandensein bedeutender Wasser-
Massen, durch das Auffinden reicher (Eisensteinlager in der Umgegend sowie
durch die Nähe unermeßlicher Wälder, welche das zum verkohlen nötige
holz lieferten, gegeben, heute hat das Werk durch die Herstellung von
Dauerbrandöfen und seinen Emaillewaren einen Weltruf erlangt, viele
seiner Arbeiter wohnen im Dorfe selbst, aber auch von den Nachbarorten
Lißberg und Usenborn, Gelnhaar, Merkenfritz u. a. kommen viele hierher.
Besonders der letztere Ort, der nach dem 30jährigen Kriege nur aus einigen
Mühlen bestand, verdankt sein Wachstum dem hirzenhainer Hüttenwerk.
Dieser Ort hatte früher mit Wenings und Wernings eine gemeinsame Mark,
erst seit 1849 hat er eigenes Gemarkungsrecht. Wernings, heute bekannt
durch seine Provinzial-Iungviehweide, war ehemals ein Dörfchen, das zur
Zeit des 50jährigen Krieges einging. Doch bald danach ließ es Graf Wil-
Helm Moritz von Hsenburg-Birstein wieder aufbauen und gewährte den Kn-
siedlern besondere Vergünstigungen. 5lber trotz alledem konnten ihre Nach-
kommen nicht zu Wohlstand gelangen. Die drückenden Schulden aus den
unseligen Kriegszeiten, Mißwachs und Teuerung in den ersten Jahrzehnten
des vorigen Jahrhunderts brachten die Bewohner im Jahre 1842 dahin,
daß sie Hab und Gut an den Grafen von Solms-Laubach verkauften und
im folgenden Jahre, 156 Köpfe stark, nach Nordamerika auswanderten,
wo sie im Staate Illinois eine neue Heimat fanden, Hn der Stelle, wo
vordem der Pflug seine Furchen zog, breitet jetzt der schweigsame Wald
seine weiten Aste aus, nur ein kleiner Teil der Gemarkung ist als Vieh-
weide in Benutzung. Aber die guten Werningser haben im fernen Westen
ihre alte Heimat nicht vergessen. Noch leben einige, und aus all ihren
Briefen klingt noch jetzt die Sehnsucht durch nach der heimatlichen Flur mit
ihren Hecken und Nainen, mit ihren Gbst- und Waldbäumen, nach dem
wonnigen Lande ihrer Jugend. Sie haben erst in der Fremde schätzen ge-
lernt, was ihnen ihre deutsche Heimat war.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Kreis Büdingen, bearbeitet von &. Heusohn.
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der Wetterau, Hermann von Rodenstein, zerstören ließ. Der allgemeinen
Unsicherheit wegen trafen die Landesherren auch schon frühzeitig Matz-
regeln, bewaffnete Knechte erspähten von den Warten*) die Kaufmanns-
züge und gaben ihnen gegen Vergütung sicheres Geleite durch ihre Gebiete,
und die Kaufleute selbst zogen bewaffnet umher wie Soldaten. In dieser
Zeit gingen sehr viele kleine Siedelungen ein, ihre Bewohner bauten sich
in den benachbarten festeren Orten an. von ihrer einstigen Lage geben
uns noch heute manche Flur- und Gewannamen Kunde.
Die Gerichte fanden während des Mittelalters noch immer unter freiem
Himmel statt, ihre Verhandlungen waren öffentlich. Unter einer Linde ver-
sammelte sich das Volk (d. i. die freien Männer), um bei ,,gehegtem Ge-
rieht" das Urteil zu finden,' erst im 15. Jahrhundert begann man, die Ge-
richte in bedeckte Räume zu verlegen.
Während des 15. und 16. Jahrhunderts gingen im ganzen deutschen
vaterlande bedeutende Umwälzungen vor sich, viele Kriege, welche das
Reich nach autzen zu führen hatte, hatten seine Kraft gelähmt, die Lage
des Volkes war gedrückt. Namentlich die Bauern hatten viel zu leiden.
So kam es, datz sich diese zunächst in Süddeutschland in großen Haufen
zusammenrotteten und Abstellung der Beschwerden (Leibeigenschaft, Zehnten,
Jagd, Frondienste u. dgl. m.) verlangten. Wohin sie kamen, hausten sie
schrecklich. His die Bewegung auch nach Hessen übergriff, eroberte Philipp
der Großmütige die Städte Fulda und Hersfeld und zerstreute die Bauern.
Dann lietz er ihre Beschwerden untersuchen und schaffte 5lbhilfe, so datz das
Land vor schweren Heimsuchungen verschont blieb. Die Lehre Luthers hatte
das herz des jugendlichen Landgrafen erfatzt, und kurz nach der Synode
zu Homberg (1526) kam die Reformation in seinen Gebietsteilen zur Ein-
führung. Bald folgten Stolberg (1539), Hanau-Münzenberg (1540) und
Isenburg-Büdingen (1542), dessen Graf (Reinhard) unter der Obervor-
mundschaft Philipps von Hessen gestanden und öfters am landgräflichen
mundschaft Philipps von Hessen gestanden und öfters am landgräflichen
kannt geworden war. Nur in der Kltenstädter Gegend (Grafschaft Kaichen)
fand sie erst 1558 Eingang. Da Hessen 1531 dem schmalkaldischen Bunde
beigetreten war, so hatte das Land durch Truppendurchzüge und 5luf-
bringung der Kriegssteuern viel zu leiden, auch dem I)senburger Lande,
das sich 1546 dem Bunde angeschlossen hatte, erging es nicht besser. Ja,
ganz nebensächliche Dinge benutzte man hier zum Vormunde, dem Grafen
Reinhard ,,am Zeug zu flicken". Dazu folgendes Beispiel: 1552 hatten vier
Reiter zu Usenborn Ochsen geraubt und die Leute mißhandelt. Sie wurden
gefangen genommen und zu Birstein in Haft gesetzt. Wenige Tage darauf
*) Flurnamen: Warte, Wartkopf. — Geleitsweg.
Heimatkunde 9k. 10.
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TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Hermann_von_Rodenstein Philipp Philipp Reinhard) Philipps Philipps Reinhard_,,am
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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10.
erschien ein kaiserlicher Oberstleutnant mit 600 Reisigen und 7 Fähnlein
Knechten mit 10 schweren Geschützen vor Büdingen und verlangte die Frei-
tassung der Gefangenen. Nach längeren Unterhandlungen wurden die Sol-
daten auf Kosten der Stadt bei den Bürgern einquartiert, und Graf Rein-
hard mußte selbst wegen der Geschehnisse noch um Entschuldigung bitten.*)
Obgleich die Reformation überall mit schonender Hand eingeführt wor-
den war, so konnte das Hsenburger Land doch nicht recht zur Ruhe kommen.
Denn schon der Neffe des Grafen Reinhard, Graf Wolfgang Ernst (1596
bis 1633), ein überaus gebildeter Herr, begann im Jahre 1597 nach dem
Vorbilde anderer deutscher Fürsten an Stelle der lutherischen die reformierte
Lehre in 'seinem Lande einzuführen. Taufsteine, Seitenaltäre, Kruzifixe
und Bilder wurden aus den Kirchen gebracht und den Geistlichen geboten,
künftighin den lutherischen Glauben nicht mehr zu lehren. In manchen
Pfarreien**) ließen sich aber die Geistlichen und ihre Gemeinden nur unter
Anwendung von Gewalt zu dieser Neuerung bringen. Während des bald
folgenden 30jährigen Krieges standen sich Hessen und Isenburg feindlich
gegenüber, obgleich beide Länder der evangelischen Lehre zugetan waren.
Deshalb wurden schon in den ersten Kriegsjahren (1622) die hessischen
Ämter Nidda und Bingenheim durch Kriegsvölker des Herzogs Christian
von Braunschweig hart mitgenommen. Namentlich die (Drte Nidda, (Echzell,
Berstadt, Dauernheim, Blofeld und Lißberg wurden gebrandschatzt, in
Eckartsborn 14 Gebäude in Rsche gelegt. Man mißhandelte die Leute aufs
unmenschlichste und führte ihre habe auf Wagen weg' allein aus Berstadt
wurden damals 30 Wagen voll geraubten Gutes nach Geiß-Nidda gebracht.
Beispielsweise sei noch angeführt, daß nach vorausgegangener Plünderung
aus Berstadt 51 Pferde, aus Leidhecken 15 Pferde, aus Kohden 85 Stück
Rindvieh, aus Nidda 200 Stück Schafe und 15 der Stadt gehörige Becher,
aus den Niddaer Wäldern 85 Stück Rindvieh, aus Michelnau 300 Stück
Schafe von den Feinden mitgenommen worden sind.
Dagegen wurde die Büdinger Gegend nach der für die Evangelischen
unglücklichen Schlacht bei Nördlingen (1634) von Kroaten und anderen
kaiserlichen Kriegsvölkern überschwemmt und schwer heimgesucht. Nach
dem Bericht eines Zeitgenossen wurden 1634 in Büdingen und Umgegend
die vorhandenen Früchte und alles Vieh weggeführt, viele Einwohner
grausam mißhandelt und getötet. In solch unsicheren Zeiten flüchteten die
Landbewohner in die Wälder und hinter die festen Mauern von Büdingen,
Ortenberg, Nidda und Wenings, aber auch dort erreichte Unzählige der
sichere Tod. Denn Hungersnot und Pest wüteten allenthalben, so daß in
*) vgl. Mayer, Geschichte der Stadt und Pfarrei Büdingen.
**) Wenings, Reichenbach und Langendiebach (die beiden letztgenannten sind jetzt
preußisch).
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Reinhard Wolfgang_Ernst Ernst Isenburg Christian
von_Braunschweig Mayer